ADHS: Darmflora und Lebensstil: Ein modernes Puzzle
- Matthias Hirsch
- 20. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen

Was ADHS eigentlich ist
ADHS ist keine Modeerscheinung und kein Erziehungsfehler, sondern eine neurobiologische Entwicklungsvariante. Betroffen sind vor allem drei Bereiche: die Steuerung von Aufmerksamkeit, die Impulskontrolle und die Regulation von Aktivität. Auf Gehirnebene zeigt sich häufig eine veränderte Signalverarbeitung in dopaminergen und noradrenergen Netzwerken, besonders im präfrontalen Cortex, also dem Bereich, der für Fokus, Planung und Emotionsregulation zuständig ist¹.
Ein Blick hinter die Kulissen: Warum ADHS mehr ist als „Veranlagung“
ADHS ist in den letzten Jahren präsenter geworden. Viele Eltern berichten von Konzentrationsproblemen, innerer Unruhe, impulsivem Verhalten oder Leistungsschwankungen bei ihren Kindern. Während genetische Faktoren eine Rolle spielen, zeigt die aktuelle Forschung sehr deutlich: Lebensstil, Ernährung und Belastungen des Nervensystems beeinflussen die Symptomstärke entscheidend.
Dieser Beitrag gibt einen Überblick über wichtige Hintergründe und erklärt, warum Zucker, Stress, Bildschirmzeit und die Darmflora so eng mit dem kindlichen Nervensystem verknüpft sind. Außerdem zeige ich, wie ich in meiner Praxis ganzheitlich ansetze, um Kinder bestmöglich zu unterstützen.
Darmflora und Neurotransmitter: Ein sensibler Kommunikationsweg
Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan. Er ist ein neuroimmunologisches Kraftwerk, das in direkter Verbindung mit dem Gehirn steht. Rund 70 Prozent des Immunsystems sitzen im Darm, und mithilfe des enterischen Nervensystems bildet er einen eigenen neuronalen Schaltkreis, der über den Vagusnerv laufend mit dem Gehirn kommuniziert. Diese Darm-Hirn-Achse beeinflusst Stressreaktionen, emotionale Regulation und kognitive Funktionen.
Die Darmflora wiederum steuert einen entscheidenden Teil dieses Dialogs. Bestimmte Bakterienstämme können Vorstufen von Neurotransmittern produzieren, darunter Serotonin, GABA und Dopamin². Gerät das mikrobielle Milieu aus dem Gleichgewicht, verändern sich Entzündungsparameter, Barrierefunktionen und die biochemischen Signale, die das Gehirn erreichen. Chronisch erhöhte Entzündungsmarker wie LPS können die Neurotransmission beeinträchtigen, die Stressachse verstärken und die exekutiven Funktionen schwächen – genau jene Bereiche, die bei ADHS ohnehin verwundbar sind.
Ernährung, Zucker und Entzündungen: Warum das Gehirn mitisst

Darüber hinaus reagiert die Darmflora empfindlich auf Ernährung - Zuviel Zucker, zu wenig Ballaststoffe, Lebensmittelzusatzstoffe oder ein instabiler Essrhythmus können die Diversität der Bakterien verringern und das Gleichgewicht zwischen protektiven und entzündungsfördernden Keimen verschieben. Untersuchungen zeigen, dass stark verarbeitete Kost und hoher Zuckerkonsum mit höheren ADHS‑Symptomen korrelieren³.
Ein instabiler Darm bedeutet ein instabiles neurochemisches Fundament. Daher ist eine mikrobielle Dysbalance ein realer Verstärker für Symptome wie Reizoffenheit, Konzentrationsprobleme und emotionale Impulsivität.
Bildschirmzeit, Reizüberflutung und Stressphysiologie
Bildschirmzeit ist nicht per se der Bösewicht, aber sie ist ein neurobiologischer Stressor, den das kindliche Gehirn nicht einfach wegsteckt. Digitale Reize sind schnell, bunt und unendlich verfügbar. Das dopaminerge System reagiert darauf wie auf ein Dauerfeuer an kleinen Belohnungsimpulsen. Je häufiger diese Reizschübe auftreten, desto stärker gewöhnt sich das Gehirn an die hohe Stimulationsdichte. Das erschwert es, in realen, weniger reizintensiven Situationen aufmerksam zu bleiben oder Frustration auszuhalten.
Längere Bildschirmphasen beeinflussen auch den Schlafrhythmus. Blaulicht unterdrückt die Melatoninproduktion, wodurch Einschlafen schwerer fällt. Schlafmangel wiederum verschärft impulsives Verhalten, Reizoffenheit und emotionale Unausgeglichenheit4. Gerade bei Kindern mit ohnehin sensibler Selbstregulation entstehen dadurch zusätzliche Belastungen.
Hinzu kommt, dass Bildschirmzeit häufig Bewegungszeit ersetzt. Weniger Bewegung bedeutet weniger Stressabbau, schlechtere Faszienspannung, weniger Sauerstoffversorgung des Gehirns und eine schwächere Regulation des autonomen Nervensystems.
Fazit
ADHS ist keine rein genetisch fixierte Störung, sondern stark von Umwelteinflüssen, Lebensstil und innerer Regulation geprägt. Zucker, übermäßige Bildschirmzeit, chronischer Stress und eine gestörte Darmflora können das Nervensystem belasten und ADHS-Symptome verstärken.
Ganzheitlicher Therapieansatz in meiner Praxis
Ziel: Regulation des vegetativen Nervensystems, Abbau von innerer Anspannung, Verbesserung des „Energieflusses“.
Vorteil: Sehr kindgerechte, sanfte Methode; gut kombinierbar mit anderen Interventionen.
Akupressurpunkte
Spezielle Punkte werden gezielt aktiviert.
Unterstützt die Selbstregulation und kann überschüssige Nervosität lindern.
Ich teste anhand Muskeltest die Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel, Naturmittel oder Belastungen.
Darmsanierung & Mikrobiom-Unterstützung
Mit meinen Partnerfirmen (LebeNatur, Kurkraft, Mathiasnhof) biete ich hochwertige Präparate zur Unterstützung der Darmflora an (z. B. Probiotika, Präbiotika, Vitalpilze) - Ziel: Aufbau einer stabilen Darmflora, Regulierung der Neurotransmitter-Vorstufen
Leberentlastung
Bei Bedarf Leberentlastungsmaßnahmen zur Verbesserung des Stoffwechsel- und Entgiftungssystems
Ergänzend
Entspannungsübungen, Atemtechniken oder einfache Rituale
Quellen:
1 AWMF S3-Leitlinie ADHS (2018, aktuellste Fassung)„Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter“Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).
2 Zit. nach Studienlage zu Mikrobiomprofilen bei Kindern mit ADHS (z. B. "Fecal Microbial Composition in ADHD", 2024).
3 Überblicksstudien zu Ernährungsqualität, Zucker und ADHS‑Symptomen (z. B. systematische Reviews 2021–2023).
4 Ergebnisse aus Beobachtungsstudien zu früher Bildschirmzeit und ADHS‑Risiko (2020–2024).




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