Nervus vagus - Wie Singen und Summen Körper und Geist beruhigen
- Matthias Hirsch
- 29. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Sept.
„Om“ – dieser Klang begleitet seit Jahrhunderten Meditationen und spirituelle Praktiken, besonders im Buddhismus und Hinduismus. Was damals intuitiv eingesetzt wurde, bestätigen heute moderne Studien: Das Vibrieren von Lauten wie „Om“ ist weit mehr als ein Mantra. Es stimuliert über Schwingungen im Rachen- und Brustraum den Nervus vagus, unseren zentralen Regenerationsnerv. Als wichtigster Nerv des Parasympathikus beeinflusst er Herz, Atmung, Verdauung und sogar unser Immunsystem. Ein aktivierter Vagus sorgt dafür, dass unser Körper aus Anspannung und Stress in einen Zustand von Ruhe und Regeneration wechseln kann. Interessanterweise gehören Singen und Summen zu den einfachsten und wirksamsten Methoden, um diesen Nerv gezielt zu stimulieren.

Der Nervus vagus – Anatomie und Funktion
Der Nervus vagus (10. Hirnnerv) verläuft vom Hirnstamm über Hals und Brust bis in den Bauchraum.
Er innerviert unter anderem Herz, Lunge, Kehlkopf, Rachen, Verdauungsorgane und Teile des Immunsystems.
Etwa 80 % seiner Fasern sind afferent, d. h. sie leiten Informationen vom Körper zum Gehirn. Damit ist er eine zentrale Schnittstelle zwischen Körperempfindungen und seelischem Erleben.
Er ist entscheidend für die Balance zwischen Sympathikus (Aktivierung, Stress) und Parasympathikus (Ruhe, Regeneration).
Vagusaktivität messen: die Herzfrequenzvariabilität (HRV)
Die HRV gilt als objektiver Marker für die Vagusaktivität. Eine hohe HRV bedeutet, dass das Herz flexibel auf innere und äußere Anforderungen reagieren kann – ein Zeichen für Resilienz und gute Selbstregulation. Niedrige HRV-Werte werden mit Stress, Depression, Angststörungen und kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Warum Klang den Vagusnerv erreicht
Der Nervus vagus besitzt Verzweigungen im Bereich von Kehlkopf, Rachen und Brustraum. Wenn wir summen, singen oder das „Om“ tönen, entstehen dort feine Vibrationen, die diese Nervenfasern direkt stimulieren. Gleichzeitig wird die Ausatmung verlängert – ein zentraler Mechanismus, der den Parasympathikus aktiviert und den Herzschlag beruhigt. Besonders beim „Om“ entsteht eine tiefe, gleichmäßige Resonanz, die nicht nur den Vagus anspricht, sondern auch eine wohltuende innere Ruhe auslöst. Moderne Messungen der Herzfrequenzvariabilität zeigen, dass solche Klangübungen die Aktivität des Vagus erhöhen können – genau das, was in der Meditation seit Jahrhunderten erfahren wird.

Weitere Möglichkeiten der Vagusaktivierung
Neben Summen, Singen und Atemübungen gibt es auch andere Wege, den Vagusnerv zu stimulieren. Besonders wirkungsvoll ist Kälteexposition: Kalte Duschen, Eisbäder oder auch kurzes Eintauchen des Gesichts in kaltes Wasser aktivieren den Tauchreflex. Dadurch kommt es zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz und einer verstärkten parasympathischen Aktivität. Studien zeigen, dass regelmäßige Kältereize die Herzfrequenzvariabilität erhöhen, die Stressresilienz stärken und das Immunsystem positiv beeinflussen können. Wichtig ist jedoch, die Kälteexposition langsam zu steigern und auf die individuellen Grenzen zu achten.

Fazit
Der Nervus vagus ist wie eine innere Schaltstelle, die Stress abbauen und Erholung fördern kann. Schon einfache Methoden wie Summen, Singen oder das Tönen von „Om“ regen ihn wirkungsvoll an. Wer zusätzlich Atemübungen oder Kältereize in den Alltag integriert, unterstützt seine Resilienz und bringt Körper und Geist in Balance. Einfach und ohne viel zeitlichen Aufwand in den Alltag integrierbar.
Wenn du mehr über die Aktivierung des Nervus vagus erfahren oder praktische Methoden kennenlernen möchtest, komm gerne im Kroftplotz vorbei – ich begleite dich dabei.




Kommentare